Die Restauration - Das unbekannte Wesen oder :

Sein oder rostig sein

Das mit den Fahrzeugen ist so eine Sache. Für die einen müssen sie preiswert, komfortabel oder sicher sein, für mich mußten sie eins sein: anders. Oder auch: individuell. Am besten beides.

 Mein 18 Geburtstag - und ich erbte Vaters Wartburg. Also Heckspoiler dran, Nebel- und Fernscheinwerfer integrieren, Anbauteile in Original Capri -grün lackiert und Chromstoßstangen auf Hochglanz. Die Zeit verging und nach zwei Jahren mußte ich mir sagen das mein 12 Liter saufendes, blaue Wölkchen pustendes Vehikel einer Ablösung bedurfte. Meinen Eltern und Hauptsponsoren schwante da wohl etwas kleineres, neueres, unterhaltsgünstiges, solides vor. Na ja.

Just im Sommer 1992 befand ich mich längere Zeit in Leverkusen. Der Automarkt war angespannt und die Preise horrend. Meine Ansprüche lagen irgendwo jenseits von Gut und Böse. Auf keinen Fall sollte es etwas alla Golf werden, ein schöner Scirocco schon eher. Etwas Sportliches sollte also her, etwas mit Optik, mit Charme und unter 100 PS. Da liebäugelte ich bereits mit einem X 1/9. Und tatsächlich, nach langem suchen stand er da: im strahlenden arancio rosso seiner neuen Lackierung. Oh ja , dieses Auto hatte alles was ich wollte: Klappscheinwerfer, Targadach, Mittelmotor, 4 Scheibenbremsen.... ein wahrer kleiner Ferrari. Und einen stolzen Preis. Mein Vater war wenig berauscht dafür ein 13 Jahre altes Auto zu kaufen, vertraute allerdings meiner Einschätzung und dem guten Äußeren des Wagens. Ich hatte keine Ahnung welche Stellen hätten inspiziert werden müssen und was ich unter dem strahlenden Rot mit auf dem Weg bekam sollte ich sowieso erst später erfahren.

Aber bereits in den ersten zwei Tagen zerkrümelte die Spritleitung über dem Krümmer und zerbrach der Verteilerfinger. Das hätte mir zu denken geben sollen.

Nach einem Jahr wußte ich die Wahrheit, nach zweien gab es die ersten Risse und Erhebungen und nach dreien war es trotz sorgfältiger Behandlung nicht mehr aufzuhalten. Es bräunte aus allen Ecken. Doch es war bereits zu spät. Das was ich an Geld und Zeit bereits investiert hatte machte es unmöglich ihn aufzugeben. Und meine täglichen 100 km Studiumsreise verlangten nach einem brauchbarem Auto. Ein kleines, sparsames, unterhaltsgünstiges - sie wissen schon. Also kaufte ich Für 9 Riesen einen Twingo. Individuell, anders - sie wissen schon . Und mit Wohlwollen meiner Sponsoren.

Vorher besorgte ich eine extra Garage für meinen X`l. Da ich mich in den letzten Jahren ausgiebig mit ihm beschäftigt hatte (Getriebe, Antriebe, Spurstangen, Zylinderkopf, Heizung und , und , und) und mir alte Autos ans Herz gewachsen sind begann ich es zu wagen - die Geld -, Zeit-, Hoffnung und auch alles andere Vernichtungsaktion: die Restaurierung.