Hermann Buchholtz führte die Blechwarenfabrik Aubach ( Niederbieber, b. Neuwied, Rhein). 1886 datiert der Gründungseintrag des Unternehmens. Über die Jahre davor, die "Lehrjahre" oder Beteiligungen die einem solchen Schritt oft voraus gehen ist nichts bekannt.

Die Firma hielt bereits ab 1890 Deutsche und Schweizer Patente für ihre besondere Laternenkonstruktion. Als Logo wurde ein Engel mit Trompete verwendet.

Noch mehr als bei zum Beispiel Breitenstein bestechen die Laternen durch interessante technische Lösungen.

Die Blechwarenfabrik Aubach Herm. Buchholtz KG existierte bis kurz vor die Jahrtausendwende. Am 10. 8. 1999 erlosch die Firma nach Liquidation. Das Ende war aber wohl schon deutlich eher, laut einem Sammler lief bereits in den 1980 eine Auktion die Fabrikanlagen und Inventar unter den Hammer brachte.  Andererseits existiert von 1986 noch eine Festschrift zum 100jährigen Firmenjubiläum.

Die Fabrikanlagen sind wohl weitgehend abgerissen, das Verwaltungsgebäude wurde erhalten.

Ein Sammler berichtete, das er den Nachfahren des Firmengründers, ebenfalls Hermann Buchholz mit Namen, noch persönlich aus der Nachbarschaft kannte. Nach seinen Aussagen soll Buchholtz in großem Stil auch für andere Firmen in der Umgebung Blecherzeugnisse gefertigt haben, auch Laternen.

 

Die Firma ist auch in anderen Sammlerkreisen ein Begriff, den sie fertigte Reklame- Blechschilder. Außerdem produzierte sie natürlich alle möglichen anderen Blechteile - Honigeimer z.B. Eins ihrer ältesten Schutzrechte war das

40516, "Schutzhülle für Verbandgefäße aus Blech, hergestellt durch gitterartig vermittels Drahts oder Kordel verbundene Holzstäbe", Blechwaarenfabrik Aubach, Aubach b/Neuwied. 13/4 95.

74551. "An den beiden über einander zu legenden Enden gerippter, durch übergelegtes Falzband zusammengehaltener Verschlußreifen für Verbandgefäße. Blechwaarenfabrik Aubach, Heim.
Buchholtz, Aubach b.Neuwied. 1/3 97.

107446. "Blechwaggon für Emballagenzwecke mit abnehmbarem Rädergestell". Blechwaarenfabrik Aubach Hermann Buchholtz, Aubach b/Neuwied. 17/11 98.

 

Diese Häufung von Anmeldungen für Verbandverpackungen kommt nicht von ungefähr, im Umfeld stellt noch heute die Firma Lohmann & Rauscher Verbandmaterial her, seit 1900.

 

Im Rahmen der Firmenliquidation tauchte auf einem Dachboden am Firmensitz eine Reihe "Lampenreste" auf, die für die nächsten 25 Jahre bei einem dortigen Sammler von Innenlampen unter kamen. 2021 erschienen sie erneut auf der Bildfläche, und konnten erstmals näher zugeordnet werden. Was zunächst den Eindruck unvollständiger Laternenreste hatte, erwies sich als Ansammlung von Musterstücken für Patent und Gebrauchsmusternachweise. Aus diesem Grund waren die Laternen auch nicht komplett.   Zahlreiche Laternen trugen gesiegelte Papieranhänger.  Ein solches Vorgehen war um 1900 und auch später noch üblich,  statt Zeichnungen und Fotos wurden beim Patentamt Belegexemplare hinterlegt.

H. Buchholtz "Deutsche Reichs-Sturmlaterne"

 

Wie man sehen kann war der Anfang das Elend pur. Na möglicherweise gibt es mal noch eine Zweite dachte ich. Zumindest ist Tankdeckel und Brenner noch da und der viereckige originale Glaskasten ist auch selten, vor allem noch in so einer Laterne.  Und sie ist alt, geht auf die 120 Jahre zu.

 

Das ist so ziemlich das aufwendigste was ich je bei einer Mischluftlaterne gesehen habe. Der Herr Buchholz liefert damit anspruchsvolle und teure Arbeit ab. Man sehe sich nur mal die Qualität der technischen Zeichnungen im Patent an - hier war kein einfacher Blechklempner zugange.

 

Im Sommer 2017 konnte ich dann doch nicht mehr an mich halten und habe sie mal vorsichtig zerlegt.  Der filigrane Tankdeckel aus Messingblech zerbröselte beinahe und ließ sich nicht öffnen. Ich hab ihn samt Gegengewinde ausgelötet, nach 12h WD40 und 2h Ultraschall bekam ich es dann auseinander...

Die hauchdünnen Reste des Tankdeckels werde ich nach dem Säubern und Zusammensetzen wohl im Innern durch ausgießen stabilisieren müssen.

 

Der Brenner und Brennerkappe ist in gutem Zustand - und auch aus Messing. Essigbad und aufpolieren machen da Spaß. Der originale Brenner entpuppte sich als ein Modell von Thiel & Bardenheuer, Ruhla. Er ist ein anspruchsvoller Mix aus Messing, Kupfer und vermutlich vernickeltem Eisenblech.

 

Der viereckige Glaskasten lieferte noch eine ganze Scheibe, der Ersatz war noch die leichteste Übung. Der Rest hatte die Konsistenz von Papier und wurde nach dem entrosten mit Korrosionsschutzöl behandelt.

 

Der ungewöhnliche Tank barg eine weitere Überraschung. Der äußere Ring ist das Speicherreservior. In Bodenhöhe geht ein Flußrohr zum mittleren Saugtank. In diesem sitzt ein Saugrohr aus Kupfer welches den Docht führt und den Brennereinsatz hält. Der obere Abschluß des Saugtanks dient als Halter der Brennerkappe und ist separat aus Kupfer ausgeführt. Nach dem entrosten ein einziges Sieb. 1/4  des Tankes musste ich komplett Nachverzinnen um die Löcher zu schließen.

 

Nicht groß anders der Blaker. Mehr Sieb als Blech. Einmal komplett verzinnen bitte...

 

Das Gestänge des Glashebers ist auf beiden Seiten in gleicher Höhe abgetrennt. Möglicherweise ist das gar keine Beschädigung sondern wurde bei Verkauf absichtlich gemacht. Eine Laterne mit Glaskasten und Tür braucht keinen Heber. 

 

Für die weitere chirurgische Operation greife ich auf einen Bekannten zurück, seines Zeichens Heizungsbauer und mit Rohren vertraut.  Der Plan ist das er komplett neue Luftrohre biegt und ich die einlöte. Wenn das klappt ernennen wir uns zum Laternenbaumeister ehrenhalber. Und es klappt.

 

Die Laterne hab ich dann mit Zinkspray grundiert und nachgeschliffen, anschließend schwarz seidenmatt lackiert.

 

Abschließend muss ich sagen - ja, man hätte es noch besser machen können. Aber ich kann nicht 1 Woche Urlaub für eine Laterne opfern, also muss ich mit gewissen Abstrichen leben.

 

 

 

Baujahr: Verkauf belegt ab 1890. Dieses Modell etwa um 1904, basierend auf der moderneren Form der Luftrohre.

Danke für die Unterstützung und weiterführenden Informationen bei der Identifizierung an J. Wekenmann.